Damals in Hartenholm

Unter dieser Rubrik möchten wir die Bürgerinnen und Bürger Hartenholm zu Wort kommen lassen. Es geht um alte Ereignisse und Erlebnisse, die sie mit ihrer eigenen Geschichte in Hartenholm verbinden.


Fische salzen mit Sand - von Jürgen Vaaß

Man muss sich für diese Geschichte in die Zeit Ende der 1950er Jahre versetzen. In Hartenholm gab es die Gemischtwarenläden Jensen, Kellermann und Birr, die Fleischerei Thea Pöhls und die Bäckerei Otto Wriggers. Dazu fuhren noch die Verkaufswagen der Bäckereien Wriggers und Hass (aus Schmalfeld) sowie ein Verkaufswagen mit Fischen durch die Dörfer. So auch in Hartenholm.

 

In meiner Geschichte geht es um den Fischverkaufswagen. Damals fuhr der Fischmann in dem heutigen Weider Weg von Haus zu Haus, um seine Fische zu verkaufen. Er hielt auch an dem Backsteinhaus hinter Willi Schäfer an. In dem Haus wohnte meine Familie im Obergeschoss. Im Erdgeschoss lebte die Familie Pokrop. Der Fischmann klingelte an der Haustür, um seine Fische anzubieten.

 

In dieser Zeit schlich ich mich mit einem Eimer, gefüllt mit feinem, weißen Sand, und einer Schaufel bewaffnet zum Fischwagen. Mit der Schaufel streute ich den Sand über die Fische, denn ich wollte sie salzen. Der Fischmann kam wieder zu seinem offenen Verkaufswagen und sah die mit Sand bestreuten Fische. Er fing an zu schimpfen und rief laut: „Wer hat meine Fische verschmutzt?“

 

Ich war schnell in die Wohnung der Familie Pokrop geschlichen und habe mich unter dem Sofa versteckt. Ich hörte, wie der Fischmann an die Tür kam und klingelte. Er fragte Frau Pokrop, ob sie etwas gesehen habe oder wer so etwas gemacht haben könnte. Sie hat mit nein geantwortet und gesagt: sie wüsste auch nicht, wer es getan haben könnte. Der Fischmann fuhr wütend davon, um seine Fische abzuwaschen. Nachdem der Fischmann weg war, kroch ich ängstlich unter dem Sofa hervor und erzählte Frau Pokrop meine Geschichte. Ich glaube sie hat innerlich gelacht und mich nicht verraten.

 

Aus Angst habe ich mich freitags nicht mehr an der Straße sehen lassen. Denn der Fischmann sollte mich nicht sehen. Ich wusste sehr wohl, dass ich etwas Unrechtes getan hatte. Aber wenn ich daran zurückdenke, muss ich doch ein wenig schmunzeln. Das mit dem Fische salzen habe ich mir bei meiner Mutter abgeschaut, wenn das Fischfilet zubereitet wurde. Als Kind hat man die Tragweite mit dem Sand statt Salz nicht erkannt.


Vogelschießen zu meiner Schulzeit (1954 bis 1963) - von Jürgen Vaaß

Vogelschießen, das war auch schon zu meiner Schulzeit ein ganz wichtiges Ereignis im Dorf. Unsere Feier war in einigen Teilen etwas anders als heute. Das Sammeln des Geldes an den Haustüren im Dorf für die Gewinne hat sich zum Beispiel aber nicht geändert.

 

In der Hartenholmer Schule wurden zu meiner Kinderzeit Jahrgänge mit neun Schuljahren unterrichtet. Damit war das Vogelschießen nur für unsere Schule auszurichten. Wir wurden von vier Lehrern unterrichtet. Die Klassen teilten sich auf: Jeweils eine Klasse für erstes und zweites Schuljahr, drittes und viertes Schuljahr, fünftes und sechstes Schuljahr sowie siebentes bis neuntes Schuljahr. Das Vogelschießen wurde meistens, wie heute, auf dem Sportplatz ausgetragen. Wir haben die Spiele aber auch auf der Wiese gegenüber vom Kastanienhof Köck, da wo heute die Verteiler der Internetleitungen stehen, durchgeführt.

 

Die angebotenen Spiele waren ähnlich, nur gab es nicht so eine große Vielfalt als Parcours. Das Armbrustschießen der Oberstufen war die Königsklasse bei den Jungen, bei den Mädchen Vogelpicken. Auf dem Festplatz spielte die Feuerwehrkapelle während der gesamten Spielzeit. Bäcker Otto Wriggers verkaufte an einem Stand selbst hergestelltes Eis, dass in Waffeltüten oder in Muschelwaffeln gefüllt wurde. Es war immer besonders lecker. Die Preisverteilung fand in der Schule in den jeweiligen Klassenzimmern statt.

 

Um 14 Uhr begann der gesellschaftliche Teil des Vogelschießens mit dem Umzug durch das geschmückte Dorf. Wir Schüler traten klassenweise auf dem Schulhof an. Dann marschierten wir mit geschmückten Stöcken und Bögen durch den Ort. Das Ziel nach dem Umzug war der für den Kindertanz ausgewählte Gasthof. Die Feier begann mit dem Königstanz. Hierfür mussten alle Königpaare auf die Tanzfläche, um das Fest mit einem Tanz zu eröffnen. Die Gasthöfe wurden reihum ausgewählt, so dass in jedem Gasthof einmal Vogelschießen gefeiert wurde.

 

An die ersten Jahre kann ich mich noch gut erinnern. Zum Abschluss des Kindertanzes gab es mit Fleischsalat belegte Brötchen, die von der Firma Popp gespendet wurden. Es war ein Genuss, und wir haben uns den Bauch so richtig vollgeschlagen. So etwas Leckeres gabt es ja schließlich nicht jeden Tag zu Hause. Es waren halt noch andere Zeiten.

 

Nach dem Kindertanz brachten uns unsere Eltern nach Hause und bereiteten sich für den Elterntanz am Abend vor. Es war für unser Dorf ein tolles Ereignis. Ich kann leider nicht mehr genau sagen, wann mit dieser Tradition gebrochen wurde.

In den 1950er Jahren freuten sich die Hartenholmer Kinder über Freizeitaktivitäten aller Art. Im TuS wurde Fußball gespielt, das Vogelschießen gehörte zu den Höhepunkten des Jahres.


Erinnerungen an vier Gasthöfe - von Jürgen Vaaß

An die Hartenholmer Gaststätten habe ich ganz besondere Erinnerungen. Als ich Jugendlicher war, also Mitte 1960, gab es in Hartenholm vier typische Dorfgaststätten. Es waren der Centralgashof Lensch, Gasthof Hugo Tode, Die Insel und Die Mühle. Alle vier Gasthöfe hatten nach meiner Erinnerung auch eine gesellschaftliche Bedeutung.

 

Ich möchte hier zu Beginn die Wichtigkeit eines Treffpunktes für die Handwerker und Arbeiter der Gemeinde besonders herausstellen. Mir ist in dieser Zeit aufgefallen, dass die Arbeiter sich überwiegend im Centalgasthof Lensch und im Gasthof Hugo Tode trafen.

 

Im Centralgasthof bei Kurt Lensch kehrten die Bauhandwerker von den Baugeschäften Wilhelm Hartmann und Gerhard Wrage (Struvenhütten) ein. Es wurde jeden Freitag das Feierabendbier oder Lütt und Lütt getrunken und damit das Wochenende eingeläutet. Lütt und Lütt war ein kleines Bier (Colaglas) und ein Korn. Die Mitarbeiter der beiden Firmen saßen zum Teil an getrennten Tischen. Es waren stolze Handwerker, die ihre Leistungen lautstark kundgaben. Es kam daher auch manches Mal zu Wortgefechten. Jeder stellte die Vorzüge seiner Firma heraus und war stolz darauf, dort zu arbeiten. Das war für mich als Jugendlicher spannend mitzuerleben.

 

Im Gasthof Hugo Tode war ich eher selten, da ich als Fußballer eher bei Lensch zu Hause war. Bei Tode trafen sich die Waldarbeiter der Firmen Bock und Hartmann sowie Heinrich Jensen. Auch die Waldarbeiter standen den Bauhandwerkern in ihrem Stolz nicht nach. Im Gedächtnis sind mir einige originelle Hartenholmer aus dieser Zeit geblieben. Ich will nur einige nennen: Opa Schnell, Willi Schäfer, Hugo Stör, Hans Nöhrenberg, Otto Fischer, Fritz Scheffler und Gustav Masmann.

 

Im Centralgasthof waren auch die Sportler zu Hause. Es war das Vereinslokal. Hier haben sich die Fußballer vor den Spielen getroffen, und nach den Spielen wurde hier gefeiert. Auch die jährlichen Sportlerbälle fanden bei Lensch statt. Auch die Freiwillige Feuerwehr hatte hier ihre Heimat. Die Veranstaltungen und Feiern wurden hier ausgerichtet.

 

Bei Hugo Tode fanden der Abschluss des traditionellen Ringreitens und der Reiterball statt. Bernhard ( Mitarbeiter bei der Familie Voss ) mit seinem Holsteiner Ackerpferd wurde fast jedes Mal Sandkönig. Außerdem beherbergte Hugo Tode unser Kino. Alle zwei Wochen sonntags kam der Filmvorführer und begeisterte viele Hartenholmer mit den neuesten Filmen.

 

Beim Inselfranz (das war der Wirt) in der Gaststätte Zur Insel trafen sich überwiegend die Jugendlichen und junge Erwachsene aus Hartenholm und Umgebung. Dies war deshalb auch unser Lokal, weil hier die Musikbox ohne Ende lief. Zuletzt ist hier das Kleine Landhaus ein Erfolg gewesen, dass im neuen Jahr geschlossen wird.

 

In der Mühle habe ich die Bälle mit handgemachter Musik in Erinnerung. Heute würde man Livemusik sagen. In der Mühle spielten Bands aus der Umgebung. Die Kultband waren die Sombreros mit Reinhard Gramm an der Gitarre. Reinhard Gramm war später Direktor unserer Raiffeisenbank.

 

Leider hat sich diese Tradition im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen zerschlagen Die genannten Firmen gibt es schon lange nicht mehr. Auch die Gasthöfe existieren, bis auf noch kurze Zeit das Kleine Landhaus, leider nicht mehr. Damit ist ein Teil Hartenholmer Tradition für immer verloren gegangen. Ich bin froh, dass ich die damalige Zeit aktiv miterleben konnte.

Foto: Panten


„Landstreicher“ Erich Prohn ist unvergessen

Viele ältere Hartenholmer kennen noch den Heimatmaler Erich Prohn, der zusammen mit seiner Frau am Ende des Moorweges wohnte. Lange Jahre zählte er zu den prominentesten Einwohnern und machte Hartenholm mit seinen Bildern über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Zu dem Musiker Hein Timm verband ihn eine Freundschaft und er animierte ihn, das Hartenholmer Lied zu komponieren. Erich gehörte über Jahrzehnte der SPD an und war in unserem Ortsverein aktiv. Jedes Jahr zeichnete er Bilder für uns, die immer wieder die Ausgaben des Dorfspiegels schmückten.

 

Geboren wurde Erich Prohn am 4. März 1907 in Rostock als Sohn eines Handwerkermeisters. Er wuchs mit Bruder und Schwester wohlbehütet in einer Familie auf, in der Tradition sowie Heimat- und Naturverbundenheit gepflegt wurden. Schon früh interessierte er sich für Malerei und Literatur. Als junger Mensch nahm er Zeichenunterricht und begann mit dem Malen in Natur und Landschaft. ER wurde Schüler des Rostocker Malers Max Genz. Schon im Alter von 14 Jahren stellte er erste Bilder aus.

 

Nach dem Schulabschluss wurde er Volontär in einer Reederei in Rostock, studierte Betriebs- und Volkswirtschaft und wurde 1935 Leiter einer Handelsschule. Es folgte die schwere Zeit als Soldat, zweimal wurde er verwundet. Danach arbeitete er als selbstständiger Steuerberater in Hamburg und als leitender Angestellter in den Vereinigten Bleiwerken. 1962 kamen er und seine Familie nach Hartenholm, seine Frau Else ermunterte ihn, das frühere Hobby der Malerei wieder aufzunehmen.

 

Nach seiner Pensionierung - 1974 - sammelte er in unzähligen ausgedehnten Wanderungen in der Landschaft Schleswig-Holsteins und in vielen anderen Landstrichen Deutschlands Eindrücke und Motive für seine Werke und hielt sie in umfangreichen Skizzenbüchern fest. Diese waren auch Basis für ausgezeichnete Werke, die Erich Prohn in seinen letzten Lebensjahren schuf, als er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr hinaus in die Natur konnte.

 

Mit Kohle, Öl- und Aquarellfarben und später mit Wachs- und Ölkreide in einer ganz eigenen Maltechnik, gab er die in Landschaft und Natur gesammelten Eindrücke in seinen Bildern wieder. Erich Prohn, der sich selbst gern als „Landstreicher“ bezeichnete, war sehr der Heimat verbunden, die erste in Mecklenburg und seine zweite in Schleswig-Holstein. Viele Bewunderer seiner Kunst wurden auch Freunde. Immer war es ihm Bedürfnis, allen Menschen, insbesondere den Jungen, die Augen für Natur und Landschaft zu öffnen. Aus diesem Gedanken heraus gründete er dann 1974 die Vereinigung der Malwanderer, die auf vielen Wanderungen, unter Anleitung von Erich Prohn, ihren Sinn für die Malerei weiterentwickelten.

 

Diese Vereinigung bestand auch nach dem Tod von Erich Prohn fort; sie wurde von Claus Koch, einem Vorstandsmitglied des Freundeskreises Erich Prohn e. V., im Sinne von Erich Prohn weitergeführt. In vielen Jahren konnten Werke von Erich Prohn auch in Kunstkalendern bewundert werden. Seinen letzten Kalender hat er noch kurz vor seinem Tode fertig gestellt. Freunde und Bewunderer gründeten 1996 den Freundeskreis Erich Prohn e.V. mit Sitz im Mehrgenerationenhaus Tausendfüßler, Kaltenkirchen.

 

Erich Prohn verstarb im Alter von 91 Jahren am 10 Juli 1998.

 

Quelle: Freundeskreis Erich Prohn e.V.


Leckerer Kuchenabfall - von Jürgen Vaaß

Die Älteren von uns kennen garantiert Kuchenränder. Zu unserer Schulzeit zwischen 1954 und 1963 haben wir gerne diesen leckeren „Abfall“ gegessen. Den haben wir uns immer bei Bäcker Otto Wriggers gekauft. Für zehn Pfennig gab es eine große Tüte mit Kuchenabfall. Hierbei handelt es sich um die Randstreifen der Blechkuchen. Damit die Kuchenstücke gleichmäßig schön geschnitten werden konnten, musste die Kante weg. Aber es wäre zu schade gewesen, diesen Hochgenuss wegzuwerfen.

 

Die Geschichte ist ganz einfach. Jeder kennt die Hartenholmer Schule und die ehemalige Bäckerei Wriggers. Beide Gebäude liegen sehr nahe beieinander. Wir waren in der Klasse von Schulleiter Kurt Havemann. Das Schulgelände durften wir natürlich nicht verlassen. Deshalb nutzten wir die Pause um 12 Uhr. Wir hatten Hunger auf Kuchenabfall von Bäcker Wriggers. Was nun tun? Einer von uns musste es wagen, zu Bäcker Wriggers zu laufen. Helmut Hempel wollte die Aufgabe erledigen. Wir anderen verhielten uns so, dass Lehrer Havemann es nicht bemerkt.

Helmut Hempel lief also los zu Bäcker Wriggers und kaufte für zehn Pfennig Kuchenabfall. Mit voller Tüte kam er wieder. Wir liefen alle zu Helmut, um unseren Appetit zu stillen. Als wir versunken unseren Kuchenabfall aßen, hörten wir hinter uns die Stimme von Herrn Havemann. Er stellte uns zur Rede und erklärte, dass er das nicht noch einmal erleben möchte. Ob wir uns daran gehalten haben???

Lehrer Kurt Havemann (auf der Treppe) galt unter den Schülern als Respektsperson. Trotzdem gelang dem Jungen Jürgen und seinen Kameraden auch der eine oder andere Streich.


Fernsehen bei Lisa Rickert - von Jürgen Vaaß

Es war die Zeit, als auch in Hartenholm das Fernsehen seinen Einzug hielt. Bei uns im Hahneneck war Lisa Rickert eine der Ersten, die sich ein Fernsehgerät leisten konnte. Es war natürlich ein Schwarzweißfernsehgerät. Lisa Rickert hatte eine Wohnung bei der Familie Henning an der heutigen Fuhlenrüer Straße.

 

Wir, die Kinder aus der Nachbarschaft, durften am Freitag - und Samstagnachmittag bei Lisa Rickert Fernsehen schauen. Es wurden Stühle für uns in der Stube aufgestellt. Hier nahmen wir Platz wie in einem Kino und Lisa Rickert schaltete das Fernsehgerät an. Sie selbst setzte sich in einen bequemen Sessel und legte die Beine auf eine kleine Fußbank hoch. Ab und zu vielen ihr die Augen zu. Wenn wir etwas laut wurden, mahnte uns Lisa Rickert streng zur Ruhe.

 

Ich kann mich noch sehr genau an die Serien mit dem Hund Lassi und dem Pferd Fury erinnern. Nach der Sendung bedankten wir uns bei Lisa Rickert und liefen nach Hause. Für uns Kinder aus dem Hahneneck war es natürlich ein besonderes Erlebnis. Wir konnten Fernsehen und bei den Gesprächen auf dem Schulhof über viele der wunderbaren Sendungen mitreden.


Klingelstreiche am Hahneneck - von Jürgen Vaaß

Es ist Sommer im Hartenholmer Ortsteil Hahneneck. Wir befinden uns im Zeitraum Ende 1950. Die Einwohner sind stolz auf ihren Ortsteil. Es werden sogar Fußballspiele gegen andere Ortsteile ausgetragen: Damals gab es noch keine Straßennamen in Hartenholm. Aber man kannte die Ortsteile wie Hahneneck, Schwarzeneck, Hof und mehr. Die Geschichte spielte sich in der heutigen Fuhlenrüer Straße und der Straße Hahneneck im Ortsteil Hahneneck ab.

 

Wir, das waren die Kinder der Familien Migge, Treichler, Vaaß, Kasimir und Metzger, wohnten in den drei Doppelhäusern gegenüber von Familie Strohthoff. Einer von uns, der älteste Gerd Pries, sonderte sich sehr häufig ab und ging seine eigenen Wege. So verabredeten wir anderen uns eines Tages, um Gerd eins auszuwischen.

Wir wussten, dass in der heutigen Straße Hahneneck eine Familie Meiring wohnte (jetzt gehört das Haus der Familie Bloch). Die damaligen Bewohner waren aus unserer Sicht ein wenig sonderbar. Die beiden Kinder Sabine und Heinrich machten bei unseren Spielen nie mit. Frau Meiring war auf uns Kinder nicht immer gut zu sprechen.

Also heckten wir unseren Plan aus. Wir verabredeten, einen Klingelstreich bei Meirings zu machen. Wir sahen Gerd in die heutige Straße Hahneneck zu Fuß einbiegen. Zu dritt liefen wir einfach an Gerd vorbei. Einer von uns klingelte an der Tür und lief weg. Es war ein Geräusch, wie von einer Fahrradklingel. Wir lagen hinter der Hecke, so dass wir nicht zu sehen waren.

 

Frau Meiring riss das Fenster der Tür auf und schimpfte. Da sie niemanden sah, schlug sie das Fenster der Tür wütend zu. Wieder klingelte einer von uns und verschwand hinter der Hecke. Frau Meiring öffnete erneut auf und polterte los. In diesem Moment ging Gerd an der Gartentür vorbei und bekam die wortreiche Tirade direkt ab, mit Androhung der Polizei.

 

Wir verschwanden und verabredeten uns für den späten Nachmittag um zu sehen, wann unser Dorfpolizist, Herr Dau, kommen würde. Herr Dau kam tatsächlich und verschwand im Haus, in der Familie Metzger wohnte. Nach einer kurzen Zeit kam unser Dorfpolizist wieder aus dem Haus und fuhr mit dem Fahrrad weg. Wir waren sehr stolz auf unseren Erfolg und klopften uns gegenseitig über den gelungenen Streich auf die Schulter.

Mit seinen Spielkameraden war Jürgen Vaaß (2.v.l.) am Nachmittag im Ort unterwegs. Dabei wurde auch der eine oder andere Klingelstreich ausgeheckt.


Grabenspringen im Kakelholz Ende 1950 - von Jürgen Vaaß

Das Kakelholz in Hartenholm kennt jeder Hartenholmer. Im Kakelholz befindet sich heute der Ruheforst Hartenholm. Durch das Kakelholz schlängelt sich die Lindelo, um weiter in den Mühlenteich zu fließen.

 

Für uns Jungs war das Kakelholz zu unserer Schulzeit ein riesiger Abenteuerspielplatz. Hier sind wir Radrennen gefahren und haben uns am Grabenspringen vergnügt. Der Graben war natürlich kein richtiger Graben, sondern der Lauf der Lindelo. Die Lindelo war unterschiedlich breit und man konnte die verschiedensten Mutproben veranstalten.

Für mich hatte so ein Wettkampf einmal unangenehme Folgen. Es war Sonntagnachmittag. Wir waren mit unserem guten Zeug angezogen, wie es sonntags üblich war. Ich hatte dazu noch meine neuesten Schuhe an. Mit einigen Jungs, ich kann mich noch an Werner Oldenburg erinnern, ging es wieder in das Kakelholz. Es war wieder einmal Grabenspringen angesagt. Nun passierte es. Ich habe die Weite über die Lindelo nicht geschafft und landete im weichen, matschigen Rand. Mit einem weiteren Schritt war ich dann draußen. Nun stellte ich fest, dass ich nur noch einen Schuh anhatte. Die anderen lachten mich erst einmal kräftig aus.Dann aber musste ich wieder in den matschigen Rand der Lindelo und meinen verlorenen Schuh suchen. Gottseidank habe ich ihn gefunden. Aber nun musste ich schmutzig und mit nassem Schuhwerk nach Hause gehen. Es gab, wie in diesen Fällen üblich, ein großes Gemäckere und Vorhaltungen.

 

Der Reiz, sein Können zu zeigen bleibt in schöner Erinnerung.